TelefonSeelsorge bleibt am Hörer
Bis zu 50 Gesprächen täglich führt die TelefonSeelsorge in Halle zur Zeit. Das ist ein Drittel mehr als in den Vormonaten Januar und Februar. Das Thema Corona-Virus ist längst auch bei der TelefonSeelsorge angekommen: „Viele möchten über ihre Angst reden, möchten wissen, mit welchen Einschränkungen sie in den nächsten Tagen und Wochen zu rechnen haben", sagt Dorothee Herfurth-Rogge, Stellenleiterin der TelefonSeelsorge in Halle.
Einsamkeit, Unsicherheit und Angst sind die beherrschenden Themen dieser Tage. Laut einer bundesweiten Statistik der TelefonSeelsorge steigen die Anrufe, die sich um das Thema Corona drehen, an. Während sich vor einer Woche nur rund fünf Prozent aller Anrufe um das neuartige Virus drehen, sind es inzwischen mehr als 60 Prozent. Vor allem Frauen beschäftigt das Virus laut Statistik: 72 Prozent der Anrufer sind weiblich. Mit Ängsten hätten demnach eher Menschen zwischen 50 und 79 Jahren zu kämpfen, mit Einsamkeit eher die über 80- aber auch die unter 40-Jährigen.
Gegen Einsamkeit und Angst helfen eigentlich soziale Kontakte; doch die Menschen sind in diesem Tagen angehalten, ihre sozialen Kontakte auf das Nötigste zu be-schränken. Die Mitarbeitenden in der TelefonSeelsorge versuchen deshalb, so gut es geht, Abhilfe zu schaffen. Sie sind gut dafür ausgebildet, geduldig zuzuhören und die Sorgen und Probleme der Menschen ernst zu nehmen. „Zuhören und Geduld gehören zu den Kernkompetenzen unserer Mitarbeitenden.", sagt Herfurth-Rogge. Mit großer Kreativität helfen sie, den Ratsuchenden Hilfe zur Selbsthilfe zu geben: Lassen sich längst verloren geglaubte Interessen und Hobbys neu entdecken? Wie kann man in Kontakt kommen und bleiben, ohne sich dabei gegenüberzusitzen? Was ist mit Skypen, chatten, mailen, oder telefonieren? „Es ist erstaunlich", sagt Herfurth-Rogge, „welche neuen Ideen in diesen Gesprächen entstehen." Selbst das Tagebuch- oder das Briefschreiben werde wiederentdeckt.
Ihre eigenen Veranstaltungen hat die TelefonSeelsorge in Halle bis Ende April abgesagt, um die Seelsorger, die am Telefon oder per Mail Menschen betreuen, zu schützen.
Sollte sich die Lage noch verschärfen und Ausgangsbeschränkungen angeordnet werden, ist die TelefonSeelsorge gut vorbereitet. Da einige Mitarbeitende aus gesundheitlichen Gründen ihre Dienste zur Zeit nicht leisten können, spreche man gezielt ehemalige Mitarbeitende an, ob sie Möglichkeiten sehen, während der Coronakrise ihren Telefondienst wieder auszuüben.
Unter den Nummern 0800/1110 111 oder 0800/1110 222 bietet die Telefon-Seelsorge Halle ein offenes Ohr für Probleme an - rund um die Uhr, auch an den Wochenenden.
Über www.telefonseelsorge.de ist auch die Mail- und Chatberatung zu erreichen.