Straßenzusatzschild für Melchior Brenner
Am 2. November wurde ein weiteres Zusatzschild im Rahmen der Aktion des Merseburger Altstadtvereins "AHA-Effekt am Straßeneck" angebracht. Schilderpate ist diesmal der Vorsitzende des Merseburger Altstadtvereins Dr. Günther Hannuschka.
Wer war Melchior Brenner? Er wurde um 1550 geboren; sein genauer Geburtsort ist leider nicht bekannt. Auch über sein persönliches Leben ist nichts überliefert. Nur seine Bauwerke sind erhalten und sprechen für ihn. Brenner führte im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert umfangreiche Baumaßnahmen für den sächsischen Hof aus. Der Steinmetz und Baumeister, der wahrscheinlich aus Freiberg stammte, bediente sich zeitgemäßer Renaissanceformen, benutzte gleichzeitig aber auch traditionelle Elemente der Spätgotik. Durch ihn blieben gotische Bauformen in Sachsen bis ins 17. Jahrhundert hinein lebendig. Er konnte Überkommenes akzeptieren und mit eigenen Mitteln neu gestalten, was eine beeindruckende Leistung der Spätrenaissance darstellte.
Melchior Brenner war unter Kurfürst Christian I. ab 1586 schon an der Umgestaltung des Jagdschlosses Moritzburg beteiligt. 1595 errichtete er zwei Gewölbefelder im Mittelschiff des Doms zu Meißen, die nach einem schweren Brand 1547 eingestürzt waren. Bemerkenswert ist hier, dass er gotische Kreuzrippengewölbe ausbildete, um eine Angleichung an den mittelalterlichen Baubestand zu erreichen. Er hat also immer versucht, Altes und Neues zu verbinden. Dem Merseburger Schloss, einer bedeutenden frühneuzeitlichen Schlossanlage, gab Melchior Brenner 1604 bis 1608 seine heutige Baugestalt.
Herzog Johann Georg I., der jüngere Bruder des in Dresden regierenden Kurfürsten Christian II., war gerade volljährig und ab 1603 Administrator des Bistums Merseburg. Er hielt 1604 einen Stiftstag in Merseburg ab, bei dem er reichlich Beisteuer erhalten hat. So beschloss er das Schloss – in „Fürstlicher Bau-Lust“- um- bzw. neu zu bauen. Er beauftragte also auch Melchior Brenner 1604 mit der Umgestaltung des spätgotischen Bischofsschlosses in Merseburg, dessen Nordflügel wohl alleinstehenden Kirchenmännern genügte, Herzögen und Gefolge eher nicht.
Im Rahmen dieses Umbaus wurde der Durchgang zu den Pferdeställen hin geschlossen und damit der Anschluss an den Dom erreicht. Auch wenn sich dadurch die Lichtverhältnisse im Dom etwas verschlechterten, bekam der Bau den Segen der Kirche. Am 10.04.1605 konnte „unter frommen Wünschen für Fürst und Stift“ der Grundstein für den Umbau gelegt werden.
Brenner überformte die Dreiflügelanlage im Baustil der Renaissance, behielt aber auch hier viele spätgotische Baudetails bei. Er schuf die Portale und Treppentürme am Ost- und Westflügel, darunter auch den reich gestalteten Kammerturm, wo er an einer Gewölbekonsole sein Steinmetzzeichen und Monogramm anbringen ließ. Der Treppenturm erhielt ein spätgotisches Gewölbe aus sich kreuzenden Rippenstücken. Von besonderer Qualität sind die Wappen- und Bildreliefs an den Treppenstufen. Er schuf ebenso das Hauptportal am Nordflügel und den Neptunbrunnen im Schlosshof, der wahrscheinlich über einem älteren gebaut wurde und die Chronisten sagen, er habe „sein großes Können und seine ganze Liebe mit hineingebaut“.
Gegenüber der ursprünglichen Planung wurden doch einige Dinge mehr gebaut: z.B. waren zwei Wendelsteine, also Treppentürme geplant und am Ende drei gebaut. Die angesetzten Baukosten betrugen 20 523 Gulden, 15 Groschen und 6 Heller. Ausgegeben wurde aber am Ende mehr als das Doppelte, so dass über 24 000 Gulden Schulden aufgeführt wurden. Aber wir können uns noch heute an einem außergewöhnlich schönen Gebäude erfreuen. Melchior Brenner starb nach 1610 vermutlich in Dresden, wo er zu dieser Zeit lebte und wirkte.
1927 hatte Merseburg 28 577 Einwohner und es wurden mehrere Wohnsiedlungen neu geschaffen und auch Straßen neu angelegt. Auch die Melchior-Brenner-Straße entstand um diese Zeit und hat immer so geheißen. Mit ihr ehren wir diesen großen Baumeister vergangener Zeiten. Es ist meines Wissens die einzige Melchior-Brenner-Straße in ganz Deutschland.
Text: Katja Finger auf Grundlage der folgenden Quellen:
Matthias Donath: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V.
Peter Ramm: Dom und Schloss zu Merseburg
Jürgen Jankovsky: Merseburger Chronik
Wikipedia