Botschafterin trägt ab sofort Zaubersprüche in die Welt

Für die Gäste und Livestream-Zuschauer:innen hielt der Neujahrsempfang am 06. Februar eine besondere Überraschung bereit: Erstmals ernannte die Stadt mit Schauspielerin Andrea Kathrin Loewig eine Botschafterin für die Merseburger Zaubersprüche. „Es ist ein bedeutender Schritt auf dem Weg, dieses einzigartige Erbe der Welt sichtbar zu machen“, erklärte OB Sebastian Müller-Bahr, der den Festakt der Berufung gemeinsam mit Stadtratsvorsitzendem Michael Hayn vollzog.
Beate Tippelt von den Vereinigten Domstiftern hatte die Anwesenden zuvor an der Magie der heidnischen Beschwörungsformeln teilhaben lassen. Das Faksimile in den Händen haltend schritt die Hüterin der Zaubersprüche durch den abgedunkelten Saal im Ständehaus und trug die althochdeutschen Zeilen im Original vor.
„Die Zaubersprüche zählen zu den ältesten Zeugnissen althochdeutscher Sprache. Sie sind das Bindeglied zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen Mythos und Wirklichkeit“, leitete OB Müller-Bahr ein und fügte hinzu: „Doch jedes Erbe braucht Menschen, die es bewahren, die es erzählen und lebendig halten.“
Deshalb habe man sich dazu entschieden, eine Botschafterin zu berufen: Eine Person, die mit ihrer Stimme, Ausstrahlung und Leidenschaft die Zaubersprüche über die Landesgrenzen hinweg bekannt mache und die Stadt sowie die Vereinigten Domstifter in ihrer Bemühung um den Titel des UNESCO-Weltdokumentenerbes unterstütze.
Schauspielerin Andrea Kathrin Loewig sei dabei die erste Wahl des Stadtratsvorsitzenden und des Oberbürgermeisters gewesen, „denn sie erfüllt alle diese Anforderungen mit ihrer Persönlichkeit, ihrer Überzeugung, ihrer Hingabe und ihrem Wissen um diese Bedeutung.“
Die gebürtige Merseburgerin bedankte sich für die ihr zuteilwerdende Ehre und verriet, dass sie nicht lange überlegen musste: „Ich kann endlich meiner Heimatstadt etwas zurückgeben.“ Loewig spielt nicht nur seit 25 Jahren in der ARD-Serie „In aller Freundschaft“ eine Fernseh-Ärztin, sondern beschäftigt sich auch in ihrer Freizeit mit Homöopathie und ganzheitlicher Medizin. Die Übersetzung der Zauberformeln sei für sie daher besonders interessant gewesen: Einer der Zaubersprüche soll Gefangene von ihren Fesseln befreien, der zweite die Beinverletzung eines Pferdes heilen.
Bezugnehmend auf Loewigs medizinisches Interesse empfahl Stadtratsvorsitzender Michael Hayn und sorgte damit für Lacher im Saal: „Sollte die Schulmedizin am Set mal nicht ausreichend sein, nehmen Sie bitte die Merseburger Zaubersprüche.“
Der von Loewig gepriesene „Spirit“ der Zaubersprüche soll künftig nicht nur in die Welt getragen, sondern auch in Merseburg vor Ort für Bürger:innen und Gäste erfahrbar gemacht werden. Studierende des Masterstudiengangs Informationsdesign und Medienmanagement der Hochschule Merseburg beschäftigten sich dafür in einem Semesterprojekt mit der Frage, mit welchen Mitteln die Bedeutung der Zaubersprüche stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden könnte. Die besten Entwürfe wurden am vergangenen Donnerstag prämiert, ausgewählte Entwürfe sollen zudem in Kooperation mit der Stadt Merseburg umgesetzt und an öffentlich zugänglichen Orten installiert werden.